Schleppende Anfahrt mit Druckmoment
Dustin G. (* 1992)
Nachdem ich lange Zeit gehadert hatte, zum Derby gegen Rot-Weiss Essen hinzugehen, war ich kurzeitig doch noch entschlossen, hinzufahren. Ich hatte zwar wenig Hoffnung auf einen Sieg, aber dachte, Derbyatmosphäre, erstes Ligaspiel auswärts gegen Essen seit 15 Jahren, komm, da musse doch hin. Kurzfristig ergatterte ich mir einen Sitzplatz. Super, perfekt, dachte ich, doch leider war der Bekannte mit der Karte noch kurzfristiger verhindert. Also keine Karte. Zum Glück hatte ich noch jemanden in der Hinterhand. Leider nur ein Stehplatz. Leider – aus Gründen.
Für ein Spiel in Essen fuhren viele früh los. Was wohl den hohen Alkoholpegel bei manchen Leuten erklärt. Mich selbst nehme ich nicht aus. Für einen Sonntag aber war es dann doch human – hier mal positiv erwähnt, weil mir keine Ausfälle aufgefallen sind. Wir sind mit dem Sonderzug gefahren. Der war zumindest in meinem Abteil doch angenehm gefüllt. In einer Regionalbahn wäre es wahrscheinlich voller gewesen. Das war gut gelöst.
Am Bahnhof in Essen angekommen war mir wieder klar, warum ich eigentlich nicht fahren wollte. Die Treppe zu den Bussen runter ging noch einigermaßen. Da ich aber dringend aufs Klo musste, war ich da auch schnell runter. Nachdem einem aber ein extremer Geruch von Harnstoff in die Nase zog, sah man wieder, warum die Anreise dort in Essen so unschön ist. Anscheinend hatte jeder andere auch das Bedürfnis nach Erleichterung. Zwischen gefühlt einem halben Meter Müllbergen und schon vorher dort befindlichen diversen Exkrementen fand ich endlich eine Stelle. Da soll noch mal einer was gegen Duisburg sagen. Solche zugeschissenen Ecken – ein anderes Wort passt da nicht – gibt es bei uns nicht.
Ich habe nicht genau gezählt, aber ich tippe mal jetzt auf drei oder vier Busse, die da standen. Da wurde man klassisch wie Vieh eingepfercht. Kennt man zwar, macht aber kein Spass. Da die Busse aber voll waren, musste ich erstmal warten. Nachdem dann irgendwann ein neuer Bus kam, stieg man ein. Ich weiß nicht wie lange die Fahrt zum Stadion eigentlich dauert und ob in Essen viel Verkehr herrschte, aber das dauert vom Gefühl her immer ewig lang, Stadtrundfahrt ist zwar schön, aber nicht wenne in Essen bist.
Nun, da das Bier lecker und die Luft kalt war, meldete sich auch die Blase wieder und ich gab meinen wie im alten Rom erkämpfen Sitzplatz im Bus auf, weil ich dachte, dann geht es wieder. Pustekuchen! Naja, gut, Handy sagt, noch 5 Minuten. Das schaffste…es wird schlimmer. Gefühlt 5 Minuten später. Ich schau aufs Handy…6 Minuten willste mich verarschen, denke ich mir…Bewege mich durch den vollen Bus zur Tür… Ja ich war tatsächlich am überlegen es wurde schmerzhaft und dachte gleich läuft es das Hosenbein hinab… 8 Minuten…Hä?!.. Es geht nicht mehr…. Gut, dass jemand die Idee hat, die Notbremse zu ziehen. Tür auf und einige raus, die auch unbedingt das Revier in dieser schäbigen Hundestadt (nichts gegen Hunde ) markieren wollten. Nachdem die Polizei erst nicht weiß, was die machen sollen, fängt die die Leute ein. Ich hatte zum Glück eine geeignete und etwas abgelegende Stelle gefunden. So abgelegen, dass man wohl Julia Leischik anrufen wollte, mich zu finden, aber die hatte wohl keine Zeit. Und ich war eben fertig, als mich von hinten eine Kralle packt und wegzieht. Glück gehabt, Herr Officer, stellen sich sich vor, ich hätte Sie… Ihr wisst schon. Dann wäre mein Tag wohl auch zu Ende gewesen. Also, unter fluchender Ordnungsmacht und tosendem Applaus der beobachtenden MSV-Fans zurück in den Bus und dann war man auf einmal da. Zumindest für die meisten das Highlight des Tages, da das Spiel ja keines hatte.
Angekommen, erstmal noch ein paar Leute getroffen und gewartet, da ich eh immer erst spät reingehe. Das sollte sich aber rächen. Der Einlass lief gut und zügig. Da die meisten halt schon im Stadion waren. Lag zwar sicher am Duisburger Ordnungsdienst, aber dennoch da mal ein Lob und zwar das einzige für Essen. Nun kam das Dilemma. Deshalb war ich eigentlich froh gewesen über den Sitzplatz. Ausverkaufter Gästeblock ist immer sehr unangenehm, in Essen aber extrem. Es war sehr schwer da einen Platz zu finden. Ich hatte auch das Gefühl, manch einer wollte auch mal wieder nur das Derby mitnehmen, auch wenn er sonst eher selten beim MSV ist. Aber das ja immer so. Aber auch Leute die das früher wegen „Risiko“ gemieden hätten. Rückfahrt lief dann ganz gut.
Vom Spiel habe ich keine Sekunde gesehen. Ja, gut, vielleicht fünf oder so. Aber verpasst habe ich wohl auch nichts. Geil aber, dass dieses mal wir so kurz vor Schluss den Ausgleich machen. Das hat den Essenern wohl nicht so gefallen, wie nach dem Spiel mit dem Platzsturm zu sehen war. Aber deren Auftritt war eh eher peinlich, wenn ich an deren Spruchbänder denke. Von den MSV-Fans wie immer in Essen ein Auftritt wie Sieger – starke Choreo und schöne Pyroshow. Leider ist das Feuer auf den Rängen nicht auf die Mannschaft übergegangen.
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